Kohle
Konsequenzen und Schäden
Stephan Suhner
ASK Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien
Kohle wird überwiegend als fester Brennstoff für Wärme- und Energieerzeugung benutzt. Diese Energiequelle ist eine der Hauptquellen der globalen Erwärmung aufgrund ihrer hohen Emission von umweltschädlichen Gasen und Partikeln. Außerdem zeigt sich besonders deutlich beim Kohleabbau, wie der ständig wachsende Energiebedarf den Lebensraum der Kohleregionen in Lateinamerika zerstört.
Elementare Menschenrechte und Grundbedürfnisse
In den Kohleminen Regionen wohnen vor allem indigene und afrikanisch stämmige Communities sowie Kleinbauern*innen. Sie verlieren durch den Abbau immer mehr Territorium, bis sie sich kaum mehr ernähren können. Ihre traditionellen Wege wurden zerstört oder versperrt, der Zugang zu den Flüssen, zum Fischen, der Wald für Jagd und Holzgewinnung, die Allmenden; alles wurde abgesperrt und privatisiert. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Zwangsumsiedlungen wie bei den Minen in der Regionen El Cesar und La Guajira in Kolumbien und damit zu einer Verletzung elementarer Menschenrechte. Zum Beispiel kann 65% der Bevölkerung in der Kohleregion La Guajira ihre Grundbedürfnisse nicht abdecken. Sie haben keinen ausreichenden Zugang zu Wasser, Nahrung, Bildung und Behausung.
Naturzerstörung
Auf Tausenden Hektaren wird die Vegetation und die Humusschicht entfernt und tiefe Gruben werden gegraben. Riesige Abraumhalden werden aufgetürmt, die auf einem Abschnitt von fast 30 km nur wenige Meter von den Flüssen entfernt liegen. Es kommt zu einer weiträumig sichtbaren Zerstörung der Landschaft. Der Verlust der Vegetation beim karibischen Trockenwald führt lokal zu höheren Temperaturen um mehrere Grad. Die globalen Klimaphänomene wie El Niño und Veränderungen im Niederschlagsregime verstärken sich lokal durch Veränderungen im Mikroklima. Durch die Bergbauaktivität und die großflächige Beseitigung der Vegetation nimmt die Wüstenbildung zu.
Wasserquellen Verschmutzung
Die Kohleminen haben auch einen extrem hohen Wasserbedarf, den sie sowohl aus dem Grundwasser, als auch aus Flüssen stillen. Tagebauminen stauen dutzende Fließgewässer und leiten Flüsse um. Der Grundwasserspiegel sinkt, das Wasser in Tiefbrunnen hat in der Folge einen hohen Mineralgehalt oder weist sogar Schwermetalle auf[1]. Die fatalen Auswirkungen für Mensch und Natur sind auch groß, unter anderem: starke Veränderungen des Niederschlages, Verdunstung, Wasserverknappung und Wasserverschmutzung durch die Abwasserbecken, die Abraumhalden und die Industrieschlammdeponien.
Vergifteter Sondermüll
Die Bergbauaktivität produziert auch feste Industrieabfälle. Die unternehmenseigenen Daten zeigen, dass die Schlämme Schwermetalle in zum Teil bedenklicher Konzentration enthalten. Beim Tagebau ist die Begrenzung der Luftschadstoffe nicht nur relevant für die Gesundheit der Personen, die in unmittelbarer Umgebung leben, sondern auch weil sie zur Entstehung von saurem Regen beitragen, der wiederum die Auswaschung von Schwermetallen aus den Abraumhalden begünstigt.
Luftverschmutzung
Bei den Anwohner*innen der Mine und bei den Minenarbeiter*innen treten vermehrt Atemwegserkrankungen, Staublunge, Erstickungsgefühle, blutiger Husten und Durchfall auf. Kinder, Schwangere und Personen im Pensionsalter sind am meistens betroffen. Wenn es regnet, treten Schwefeldämpfe der Schwelbrände in den Kohleflözen nach außen und es kommt vermehrt zu Asthmaanfällen. Die Anwohner*innen trauen den Ärzten*innen, die genaue Diagnosen verweigern nicht, da sie der Meinung sind, sie seien von den Minen gekauft. Die Messwerte in den Berichten der Unternehmen weichen von den regionalen Umweltbehörden stark ab.
Zerstörung der Sozialstruktur -
Verletzung kollektiver Menschenrechte
Umsiedlungen sowie Konflikte zwischen indigenen Gemeinschaften und Kohleminen führen zu Streit und Spaltung in den Gemeinschaften. Die Minen schüren bewusst bestehende Konflikte und spalten die Gemeinschaften, in dem sie nur einen Teil der Bewohner*innen begünstigen. Sie bauen neue Führungspersonen auf, die dann mit ihnen kooperieren. Dadurch werden in den bestehenden sozialen Netzen der Gemeinschaftssinn zerstört. Gewerkschafter*innen und soziale Führungspersonen werden bedroht und umgebracht. Immer wieder kommt es zu Einschüchterungen durch bewaffnete Gruppen. Arbeiter*innen werden gegen Gewerkschafter*innen aufgewiegelt, indem man unterstellt, sie seien verantwortlich, dass die Minen tausende Arbeiter*innen entlassen müssen.
Schwächung der lokalen Ökonomie
Wenn außer einem Dienstleistungssektor nebst der Rohstoffgewinnung keine anderen produktiven Wirtschaftssektoren aufgebaut werden, kann das am Ende zu einer schweren sozioökonomischen Krise führen. Wenn wir mit dem Beispiel der Region La Guajira in Kolumbien fortfahren, können wir daraus schließen, dass sich dort die Wirtschaft grundlegend verändert hat. Der Anteil der Landwirtschaft am BIP ging 1960 von 40% auf unter 3% in 2015 zurück. Dieses Muster wiederholt sich bei allen Kohleabbauprojekten auf der Welt.
In der Region geht aber die Produktion der Minen seit 2019 zurück und das Ende der Mine könnte schon in etwa 8 Jahren erfolgen. Völlig ungewiss ist, wie die Umweltaltlasten nach einer Schließung saniert werden, wer die Renaturierung all der Abraumhalden und Gruben finanziert.
Alternativen
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Quellen:
[1] PPT-Präsentation und Vortrag von Samuel Arregoces und Jenny Ortiz in mehreren Ortschaften der Schweiz, Oktober 2018